Lange Schwanzfedern sind rasanten Flugkünsten eher nicht förderlich. Trotzdem haben viele Vögel aus verschiedenen Familien auffallend lange Schwänze entwickelt. Solch aufwendiger Schmuck macht anderseits das Leben nicht einfacher – Angeber leben teurer und gefährlicher: Die Federn kosten Energie, machen auffällig und sind oft hinderlich, – beim Fliegen helfen sie schon mal gar nicht! Am bekanntesten ist das Phänomen bei den Pfauen: Es geht darum, beim anderen Geschlecht Eindruck zu schinden.

Balzender Pfau, Berlin, Pfaueninsel. Er versucht sich so auszurichten, dass die Henne im Brennpunkt des aufgespannten Hohlspiegels aus Schwanzfedern steht und die volle Wirkung der Federn zur Geltung kommt.

Die schweren Schwanzschleppen sind im Alltag sehr hinderlich: Erst recht, wenn die Hähne streiten, wie hier (Granite Gorge, Australien).

Bei meinen Arbeiten in Ostafrika fielen mir oft die Widah- und Witwenvögel auf, bei denen sich ebenfalls in mehreren Arten die Hähne während der Balz mit besonderem Federschmuck zeigen. Männchen, die sich solchen Luxus leisten, sind bei Weibchen begehrt: Sie müssen topfit sein, um so viel Energie für ihre Balz aufbringen zu können. Wenn ich mal wieder stundenlang Löwen (oder natürlich Warzenschweinen) hinter der Kamera zuschaute, waren die auffallenden Balzspiele und eitlen Selbstdarstellungen der Hähne immer willkommene Abwechslung.

Diese Vögel werden umgangssprachlich oft als „Witwen“ in einen Topf geworfen, obwohl es sich um zwei verschiedene Familien handelt. Die Widas (Unterfamilie Vidua, englisch als Whydahs bezeichnet) sind Brutschmarotzer, bei denen die Männchen oft schwarz gefärbt sind (wie es früher Witwen anstand). Die andere Gruppe, die sowohl im englischen als auch deutschen als „Widowbirds“ oder eben „Witwenvögel“ bezeichnet werden, sind dagegen der Weberverwandtschaft zuzurechnen.

Früher wurde diese Gruppe irritierenderweise im deutschen als „Widas“ aufgeführt. Das wurde nun geändert, so dass beispielsweise aus dem Leierschwanzwida (Jackson’s Widowbird) der Leierschwanzweber wurde. Umgangssprachlich werden die Begriffe immer noch oft verwirrend angewandt: So sind die Viduas im deutschen meist „Witwen“, während die webernahe Gruppe im englischen nach wie vor als „Widowbirds“ bezeichnet werden. Dies nur zur Klarstellung und um weiterer Verwirrung vorzubeugen.

Hahn des Leierschwanzwebers sitzt am Rand seiner Balzarena, Masai Mara, Kenia

Hier nun aber eine typische Witwe: Ein Hahn der Glanzwitwe, (englisch: Steel-Blue Whydah, Samburu Reservat). Wie alle Witwen ein Brutschmarotzer. Die langen Schwanzfedern sind im Flug eher hinderlich, aber so dünn und leicht, dass sie im schnellen Flug wie Fahnen hinterher flattern.

Fesche Federn

Ein stolzer Hahn der Schmalschwanzwitwe, auch als Spitzschwanz-Paradieswitwe bekannt, englisch Paradise Whydah (am Nguruman Escarpment). Von dieser Art gibt es diverse Unterarten und eine entsprechende Namensfülle. Die prächtigen Vögel scheinen fast nur aus Schwanz bestehen.  

Mit so einem Anhang werden komplexe Flugmanöver schwierig, aber nur die Männchen mit den längsten Federn werden von den Weibchen als Partner bevorzugt – sie müssen allerdings mit den rasanten Flügen der großen Schwärme mithalten können.

Ein Männchen der Dominikanerwitwe (Masai Mara). Hier sieht man, wie dünn und biegsam die langen Schwanzfedern sind. Sie sind nur zur Schau da und haben kaum steuernde Wirkung, stören deshalb aber auch beim Flug nur wenig.

Nur in der Brutzeit entwickeln die Männchen die auffallenden Zierfedern, den größten Teil des Jahres sehen sie genauso unauffällig aus, wie die Weibchen (unten)

Bei der Balz umflattern die Männchen eifrig die scheinbar desinteressierten Weibchen. Die weichen Schwanzfedern wehen ihnen hinterher und umschmeicheln manchmal bei einigen Manövern die Weibchen.

Auch hier haben nur die Männchen mit den prächtigsten Anhängen gute Chancen. Nach und nach werden sie immer näher geduldet – aber das kann sich hinziehen, schließlich soll er ja zeigen, was er drauf hat…

Neben den „Witwen“ gibt es in den Grasländern die „Widowbirds“, womit die „webernahen“ Witwenvögel gemeint sind (s.o). Sie sind meist größer und robuster als die eher filigranen Witwen. Unter ihnen gibt es die Gruppe der farbenfrohen „Bischöfe“. Bei ihnen imponieren die Hähne nicht mit der Länge der Federn, sondern ganz „konventionell“ mit ihrem auffälligen Balzkleid. Alle Widowbirds sind keine Brutschmarotzer. Die Männchen sind polygam und die Weibchen ziehen die Jungen allein auf (wobei in einigen Arten die Männchen Nester zur Balz vorbereiten und anbieten)

Ein Stummelweber, (auch Stummelwida). Einer der „bishops“, der noch vergleichsweise wenig Farbenpracht auflegt. Die Schwanzfedern werden nur kurz bei den Schauflügen aufgefächert. (Masai Mara)

Ein Schildweber, Nairobi Nationalpark. Diese Witwenvögel entsprechend weitgehend der typischen Form dieser Gruppe: Auch bei ihnen ist es vor allem die Länge der Schwanzfedern, die den Bruterfolg ausmacht.

Männchen des Schildwebers im Federwechsel zum Brutkleid. Außerhalb der Balz sind sie kurzschwänzig und in ihrem braungrauen Schlichtkleid genauso unauffällig wie die Weibchen.

Ein Hahn des Leierschwanzwebers im Prachtkleid: Sie verteidigen kleine Reviere auf Balzarenen, wo die Territorien dicht an dicht liegen können. Neben ihren schicken Federn und lautem Gesang müssen sie den Weibchen noch einige Zugaben bieten, um zu überzeugen! (Masai Mara)

In wochenlanger Arbeit legen sie im hohen Gras kleine ringförmige Paarungsplätze um eine zentrale Nestattrappe herum an. Von diesen Ringen springen sie laut singend, unterstützt von ein paar Flügelschlägen, senkrecht hoch, wobei Schwanzfedern und Flügel in grotesken Stellungen gezeigt werden. Um die Weibchen zu beeindrucken, zählt hier die gesamte Performance: Federkleid, Baukunst, Tanzleistung und Gesang!

Eine extrem anstrengende Darbietung, kritisch beäugt von diversen Weibchen, die von Ring zu Ring ziehen, um die besten Schausteller zu finden. Eines der Highlighhts in der Regenzeit im Mara Grasland, die immer wieder Spaß beim Beobachten bringen!