1990: Masai Mara – Tierparadies zwischen Naturschutz und Kommerz (ZDF, 30 Minuten)

Diskussion über Naturschutz und Naturnutzung in Nationalparks am Beispiel des Masai Mara Reservats in Kenia

Silberne Plakette des Tourist Boards, Sondrio, Italien

In diesem Werk schrieb ich mir einigen Frust über touristische Auswüchse vom Leib, versuchte aber, die wirtschaftliche Bedeutung des Besucherstroms überwiegend positiv darzustellen. Mein Hauptanliegen war, die grandiose Naturkulisse so eindringlich wie möglich rüberzubringen, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, was da eigentlich geschützt werden soll. Das hat nicht für alle funktioniert. Ein Kritiker der FR bemängelte, dass es zu wenige Informationen über das Hotelgewerbe und sonst halt nur Naturschwärmerei gegeben habe.

Nun ja, ich wollte halt Tierfilmer werden und nicht Korrespondent.

Der Mara Fluss windet sich bei niedrigem Gefälle gemächlich durch die Savanne unter dem Oloollolo Escarpment, einer der Bruchstufen des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Das Escarpment erzeugt viel Niederschlag und die Maraschleifen verlanden oft wenn sie sich verlagern. Dies alles macht die Region an der Grenze zu Tansania deutlich fruchtbarer als die nördliche Serengeti.
Die hohen Niederschläge im Mara Reservat sind vor allem durch den nahen Viktoria See bedingt und führen zu deutlich höherer Primärproduktion als in den Ebenen der Serengeti. Deshalb gibt es hier relativ viele nichtwandernde Huftiere, so dass die lokalen Raubtiere ganzjährig hohe Bestände halten können. Die Löwen Masai Maras sind zu recht berühmt.

Der Tourismus in Masai Mara entwickelte sich in den Achtzigern rasant, vor allem, als man in den Siebziger Jahren in Tansania die Grenzen zu Kenia schloß, um Serengetibesucher ohne Zwischenstopp in Kenia direkt ins Land zu bekommen. Das ging nach hinten los: Die Besucher blieben dann lieber gleich in dem touristisch viel besser erschlossenem kleinerem nördlichen Ausläufer der Serengeti.

Das Reservat liegt wegen des fruchtbaren Landes in einem relativ dicht besiedelten Teil Kenias. Am Escarpment fraßen sich in den Achtzigern regelmäßig Grasfeuer in das Reservat, wenn die Wakuria, die an der westlichen Grenze siedeln, ihre Felder abbrennen. Nachdem die Vegetation sich dadurch deutlich veränderte, hat man die Feuer in Masai Mara erfolgreich bekämpft – in den letzten Jahren kam es aber wieder zu heftigen, unkontrollierten Bränden im Reservat.

Die anderen kenianischen Grenzen des Reservats sind Masai Land. In den Achtzigern waren die Masai noch weitgehend ignorant, was den Tourismus angeht und folgten ganz ihren Traditionen als Rinderzüchter. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert und mittlerweile haben die meisten Familien wenigstens einige Mitglieder, die im Tourismusgewerbe ihr Geld verdienen. Doch noch immer sind die Viehbestände viel zu hoch für eine nachhaltige Weidewirtschaft und regelmäßig werden Rinder zum illegalen Weiden ins das Reservat getrieben – mit stillschweigender Duldung durch die lokale Regierung.

Dreharbeiten zum Masai Mara Film aus meinem klapprigen VW Bus mit der guten alten ARRI-ST. Sie tat nach ihrer Ausmusterung beim ZDF – wo ich sie preiswert erstand – noch gute Dienste. Ich drehte drei Filme mit ihr und sie hat zusammen mit dem Angenieux Zoom noch heute einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer.

Trailer des Films „Masai Mara – Tierparadies zwischen Naturschutz und Kommerz“ ZDF, 1990

Tja, so ging man damals noch in einen Film: Sekundenvorlauf, Standbild, Titel, und – Zack – los gings ohne lange Fisematenten. Damals gab es noch kaum Konkurrenz durch Private und der Tierfilm hatte im ZDF noch keinen festen Sendeplatz, der kenntlich zu machen gewesen wäre. Und natürlich hatte man – wohl wie die meisten Anfänger – das Gefühl, nun aber wirklich die Welt erklären und gleich retten zu müssen.