Dreharbeiten in Masai Mara, März/April 2019

Bevor die Regenzeit im April einsetzt, sollte noch ein weiterer Versuch gemacht werden, Katzenaktionen ohne die übliche Gnubeteiligung zu drehen (wenn die Wanderherden im Gebiet sind, konzentrieren sich Löwen und auch Leoparden fast nur auf Gnus als Beutetiere). Nach den vielversprechenden Ansätzen vom letzten Dreh ging es daneben auch wieder um die nächtlichen Aktivitäten der Beutegreifer. Aber nicht nur um die: Jede Nacht werden seit vielen Jahren zehntausende von Kühen illegal zum Weiden in das Mara Reservat getrieben. Es wurde Zeit, dies auch einmal filmisch aufzugreifen, – und wo, wenn nicht in einer Nachtdoku? Nach vielen endlosen dunklen Stunden, in denen so gut wie nichts passieren wollte, kamen schließlich so viele interessante Nachtsequenzen zusammen, dass sehr kurzfristig ein neues Projekt entstand: “Afrikas nächtliche Jäger”.

Abziehendes Gewitter nachts. Die Regenzeit schien dieses Jahr früh zu beginnen, aber glücklicherweise ließen die Gewitter bald nach, so dass halbwegs regelmäßige Nachtarbeiten möglich waren.

Gewitter bei Vollmond. Die Nachtfahrten bei Gewitter und überfluteten Pisten (ohne Scheinwerfer, wohlgemerkt!) waren für Jonathan Tira extrem anstrengend. Aber schon allein die gespenstischen Stimmungen waren einige Strapazen wert.

Thermoaufnahme von fressenden Leoparden. Die Thermokameras sind seit meinem ersten Nachtfilm 2014 deutlich besser geworden, aber eben noch lange keine für Tierfilm wirklich geeigneten Werkzeuge. Vor allem die kurze Brennweite erforderte sehr viel Fahrmanöver um schnittfähiges Material zu bekommen.

Es ist sehr verlockend, mit einer Thermokamera so scheuen und heimlichen Katzen wie Leoparden in der stockdunklen Nacht zu folgen. Leider erwies es sich als extrem schwierig, im Busch mit ihnen überhaupt nur Kontakt zu halten, denn Scheinwerfer waren strikt tabu. Im Vergleich zu den Tagessequenzen mussten beim Schnitt später also viele Kompromisse gemacht werden.

Thermoaufnahme eines Hirten, der nachts Kühe illegal im Masai Mara Schutzgebiet weidet. Jede Nacht wurden an die 40 000 Kühe ins Schutzgebiet getrieben. Der Norden des Reservats ist in der üblichen Marschreichweite für weidende Kühe kahl gegrast. Für Gazellen ist das scheinbar kein Problem, sie mögen das kurze Gras und sind dort häufiger, als im Rest des Schutzgebietes. Aber insgesamt wird den Wildtieren natürlich ein großer Teil der Futterbasis entzogen.

Eines der Männchen vom Topi Plain Rudel nachts am Riss. Es war dem Weibchen, das das Fohlen erlegt hatte, durchaus willkommen, denn ringsum heulten Hyänen. Für die Jungen keine gute Nachbarschaft aber mit dem Pascha beim Riss waren sie sicher.

Das junge Leoparden Weibchen Murembo hatte Junge und natürlich versuchte ich zusammen mit Jonathan, der auch tagsüber spottete und fuhr, davon ein paar Einstellungen zu bekommen. Das ist nicht so einfach wie es klingt, denn die Jungen sind in den ersten Lebenstagen sehr gut versteckt. Ich bekam nur an zwei Tagen für ein Paar Sekunden die Babys vor die Linse und das musste auch reichen. Man kann einer Leopardenmutter in völlig unübersichtlichem Gelände nicht folgen wenn sie es nicht will! Leider verlor sie einige Tage später doch ihren Nachwuchs an eine durchziehende Löwin, die nachts das neue Versteck fand.

Murembo mit einem frisch gerissenen Hasen

Bevor die Regenfälle einsetzten, begann die Parkverwaltung alte Grasflächen zu brennen, um frischen Graswuchs während der kommenden Regenzeit zu induzieren. Große Flächen im Süden des Mara Reservats haben dichte, alte Grasbestände, die kein gutes Futter für die meisten Antilopen oder Gazellen darstellen. Da ist ein gelegentliches Brennen durchaus sinnvoll, auch im Hinblick auf die erwarteten Gnumassen in der Migrationszeit im Juli – Oktober. Leider wurde dann aber doch eher im Zentrum des Reservats gebrannt, um den vielen Camps dort gute Weiden “vor die Zelte” zu zaubern, damit die Pirschfahrten nicht zu weit sein müssen. Denn auf den frischen Kurzgrasgebieten versammeln sich bald die Gazellen und Antilopen, was natürlich auch die bei den Gästen begehrten Räuber anlockt. Nun ja, ich werde wohl auch davon profitieren…

Sogenannte „kalte Feuer“ – wenn das Gras noch eine hohe Restfeuchtigkeit hat – erzeugen gewaltige Dampf- und Rauchwolken.

Die Weißstörche auf dem Durchzug in ihre europäischen Brutgebiete fanden reichlich Nahrung bei den vielen Insekten, die den Flammen zu entkommen versuchten und die oft durch den Qualm und die Hitze gehandicapt waren.