Dreharbeiten in Masai Mara, September/Oktober 2021

In den letzten Jahren habe ich es meist vermieden, während der Gnuwanderung in der Mara zu filmen. Es ist dann jedes Jahr nun mal die Hauptsaison mit entsprechend vielen Autos und Fotografen im Gelände. Doch diesmal forderte das Skript explizit Löwinnen-Gnu-Interaktionen, was blieb mir also?

Lulukwa in dem verbrannten Land mit einem erbeuteten Warzenschweinferkel. Aber Leoparden standen eigentlich nicht auf meiner Filmliste.

Mara Land – abgebrannt!

Im Juni gerieten einige „kontrollierte“ Feuer eben doch außer Kontrolle und riesige Gebiete im Mara Reservat wurden verwüstet. Obwohl es Juli und August einige Schauer gab, bot sich im September über viele Kilometer nach wie vor ein grotesker Anblick. Das graue Land mit den zentimeterkurzen Grastrieben und den leuchtend roten, versengten Blättern der Euclea Büsche hatte deshalb den hungrigen Gnuherden nicht viel zu bieten. Die zogen sich also Großteils nach wenigen Wochen wieder nach Tansania zurück. Für meine erhofften Gnujagden sah es düster aus.

Dazu gab fast nur verhangene Tage, eine graue trostlose Atmosphäre. Alles andere als fotogen. Das tat meiner Stimmung nicht gut, doch die häufigen Regengüsse ließen nun zusehends das Land ergrünen und tatsächlich überlegten die Gnus sich die Sache nochmal. Die ständigen nächtlichen Gewitter waren offensichtlich aus großer Entfernung richtig interpretiert worden. In der letzten Septemberwoche tat sich an der nördlichen Grenze der Serengeti was: Gnumassen tauchten wieder am Sandriver auf.

Gnumassen im Flussbett des Sandrivers. Der Fluss ist durchgehend nur wenige Zentimeter tief und führt fast das ganze Jahr über klares frisches Wasser. Da lassen es Gnus schon mal ruhig angehen. Im Vergleich zu den gefährlichen Steilufern und dem reißenden, krokodilverseuchten Wasser des Mara ist ein Crossing am Sandriver ein Sonntagsspaziergang.

Für wenige Tage strömten täglich Gnuherden nach Kenia. Meine schon verloren geglaubte Filmagenda wurde schnell wieder aktuell.

Löwenjagden auf Gnus haben – offen gesagt – nicht den größten Neuigkeitswert. Und ich rechnete nicht mit besonderen Aktivitäten der fünf Männchen, die inzwischen von ihren Müttern getrennt sind und sich als Rudelpaschas etabliert haben. Aber in dieser Rolle nutzen sie schamlos die Jagdfertigkeiten der Löwinnen aus und bedienen sich eifrig an deren Rissen. Genauso, wie sie auch Hyänen bei jeder Gelegenheit bestehlen. Dies wollte ich in der Darstellung der „Könige“ natürlich nicht verpassen.

Einige wenige Flächen waren vom Feuer verschont und in dem hohen, trockenen Gras gelang es Löwen auch tagsüber, sich an Gnus anzuschleichen.

Die Geschlechterrollen wurden musterhaft befolgt und die Paschas litten keinen Hunger. Immerhin, Olosiadu ließ dieses Weibchen in Ruhe fressen, bevor er sich mit den Resten in die Büsche schlug.

Gnucrossings verbindet man üblicherweise mit dem reißendem Mara Fluss, hungrigen Krokodilen und tiefen Stürzen an den Steilwänden. Das mag auch so sein (schließlich habe ich es ja oft genug so gefilmt, wie ich zugeben muss). Aber viel häufiger crossen die Kolonnen die zahlreichen, manchmal durchaus tief eingeschnittenen Bäche, die die Landschaft von Masai Mara prägen. Das ist dann meist eine nur sekundenlange, schnelle Passage, meist schlecht einzusehen. Aber es ist durchaus reizvoll zu beobachten, wie die Antilopen die Hindernisse meistern. Und ganz ungefährlich sind diese Rinnen nicht: An ihren Ufern stehen Büsche und manchmal sogar Galeriewald – perfektes Gelände für Leoparden!

Eine Gnukolonne überquert den Rongai Bach. Eine alltägliche Gefahrenquelle, denn in den Büschen können überall Leoparden lauern.

Olgorgol, der riesige Leopardenkater, den ich schon für „Die Leopardin“ filmte, hat zugeschlagen und ein vollausgewachsenes Gnu beim Queren des Rongai gerissen. Das schwere Tier bekam er nicht aus dem Bachbett, aber das störte ihn nicht. Er bediente sich und überließ den Rest großzügig den Hyänen – das hätten die Löwenpaschas nie geduldet!!

Jedenfalls ergab es noch eine unerwartete, dramatische Sequenz, auch wenn ich wieder haarscharf an 30 Autos vorbeifilmen musste.