In den einzelnen Teilen der Trilogie wird am Beispiel von Löwen, Hyänen und Geparden die wissenschaftliche, naturschützerische und kommerzielle Bedeutung von Gebieten wie der Serengeti diskutiert.

1999: Weltwunder Serengeti: Das Los des Löwen (ZDF 42 Minuten)
1999: Weltwunder Serengeti: Gefährlicher Westen (ZDF 42 Minuten)
1999: Weltwunder Serengeti: Suche nach dem Paradies (ZDF 42 Minuten)

1999: Serengeti Today: The Lion’s Lot (ZDF, Discovery, 50 Minuten)
1999: Serengeti Today: Going West (ZDF, Discovery, 50 Minuten)
1999: Serengeti Today: As seen on TV (ZDF, Discovery, 50 Minuten)

Auszeichnungen:

Weltwunder Serengeti: Suche nach dem Paradies“:
Silberner Nautilus, Düsseldorf

Serengeti Today: As seen on TV”:
Finalist Wildscreen, Bristol, UK
Finalist Abbeville, Frankreich
Finalist in Albert, Frankreich
Finalist in Missoula, Montana, USA

Serengeti Today: The Lion’s Lot“:
Finalist New York Festivals, USA

„Serengeti Today: Going West “:
Finalist EKO Filmfestival, Tschechei

Nach den Erfahrungen mit “Nakuru” war ich zwar vorsichtiger bei Naturschutzthemen geworden, aufgeben wollte ich den Ansatz aber nicht. So konzipierte ich die Thematik Wissenschaft, Schutz und Tourismus auf der wirkungsvollsten Bühne die mir damals einfiel, der Serengeti. Immerhin eine deutsche Erfolgsgeschichte im weltweiten Naturschutz! Schließlich hat seit Grzimeks Tagen die von ihm geleitete Zoologische Gesellschaft Frankfurt dort beispielhafte Arbeit geleistet und viel internationale Anerkennung dafür bekommen. Markus Borner, der damalige Afrika-Repräsentant der Gesellschaft, bot seit jeher deutschen Kamerateams Unterstützung an und war sofort einverstanden, dies auch für das ZDF zu tun. Die Verbindungen mit Discovery waren stabil genug, um mit anspruchsvolleren Etats zu planen. Der Lübbe Verlag war sofort an der Herausgabe eines Begleitbuches interessiert und stellte den wohl besten Tierfotografen Afrikas, Anup und Manoj Shah, ein großzügiges Honorar zur Verfügung. So brach ich 1997 mit runderneuerter Ausrüstung wieder auf. Am Beispiel der Löwen ließen sich die grundlegenden ökologischen Studien darstellen, die in der Serengeti in den letzten 30 Jahren geleistet worden waren. Die Hyänen, ständige Underdogs in allen Tierfilmen, boten Möglichkeiten, die Auswirkungen der Wilderei und deren Bekämpfung im Park zu zeigen. Geparde wiederum, die begehrteste Beute von Touristen, eigneten sich wunderbar, die widersprüchliche Rolle des Tourismus aufzugreifen.

Wie das so geht: Gedacht als Programmschwerpunkt in der NATURZEIT, kam die Trilogie nie zusammenhängend auf den Schirm. Nach Abschluss der Dreharbeiten wurde die NATURZEIT eingestellt und die neuen Planungen fanden keinen Platz für die Serengeti – das als “Flaggschiff” gedachte Werk sank gleich nach Stapellauf. Immerhin, der dritte Teil trug mir eine Nominierung auf dem Wildscreen Festival in Bristol ein, dem renommiertesten Tierfilmfestival der Welt. Unter Tierfilmern sowas wie eine Oscar-Nominierung.  

Grant Hopcraft, der damalige Feldassistent von Professor Craig Packer, untersucht einen betäubten Löwen, dem ein neues Radiohalsband angelegt wurde. Grant half mir mit zahllosen Hinweisen aus seiner unerschöpflichen Datenbank und war ein geduldiger Mitspieler vor der Kamera. Ohne ihn wäre der Löwenabschnitt der Trilogie nicht möglich gewesen. (Foto: Peter Glaub).

Weltwunder Serengeti: Das Los des Löwen, ZDF 1999, 42 Minuten

Trailer des Films „Weltwunder Serengeti: Das Los des Löwen“ ZDF 1999

Zugegeben: Es bereitet mir immer wieder durchaus Vergnügen, lieb gewordene Klischees zu hinterfragen und in ihr Gegenteil zu verkehren. Wer kennt nicht das Bild vom “König der Tiere”, dessen Brüllen Scharen von grasfressenden “Untertanen” angsterfüllt zittern lässt. Dabei zeigten gerade die Studien an Löwen in der Serengeti ein anderes Bild: Vor allem die Rudel auf den südlichen Grasebenen sind monatelang “die ärmsten Schweine im Land”, ihr Los ist eines der härtesten in der Serengeti! Mit Hilfe der Arbeitsgruppe von Professor Craig Packer, die seit Jahrzehnten die Löwen der Serengeti erforscht, gelang es mir tatsächlich, dieses harte Los sehr eindrücklich einzufangen. Verhungernde, bis auf das Skelett abgemagerte Löwen schleppten sich durch eine trostlos leere Steppe, nachdem die Gnuherden schon monatelang auf ihrer Wanderung andere Gebiete nutzten. Das Wechselspiel zwischen den Arten, beispielhaft in den Serengeti Studien erforscht, war die eigentliche Geschichte des Films. Dass das Image des “Königs” dabei angekratzt wurde, war auch einigen durchaus fachkundigen Naturschützern gar nicht mal so recht: Man greift in der Öffentlichkeitsarbeit schon mal gerne auf Symbole und Sinnbilder zurück, und da ist ein strahlender Löwe nun mal unschlagbar…

Stark abgemagertes Löwenjunge. Vor allem die Jungtiere, die nichts zuzusetzen haben, leiden wenn Futter knapp wird.

Weltwunder Serengeti: Gefährlicher Westen, ZDF 1999, 42 Min

Dreharbeiten im Westen der Serengeti. Im Park wird sehr häufig gebrannt, was gelegentlich schon Probleme aufwarf. (Foto: Peter Glaub)

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Trailer des Films „Weltwunder Serengeti: Gefährlicher Westen“ ZDF 1999

Trailer des Films „Weltwunder Serengeti: Gefährlicher Westen“ ZDF 1999

Tüpfelhyäne mit tief eingeschnittener Wildererschlinge. Hyänen geraten relativ oft in Wildererschlingen, weil sie von anderen Tieren, die sich in Schlingen verfangen haben, angelockt werden. Wildfleisch war schon immer Teil der Ernährung der Einheimischen in Ostafrika. Durch Wachstum der Bevölkerung und Zuzug in die einkommensträchtigen Regionen um die Nationalparks hat die früher traditionelle Jagd längst Dimensionen angenommen, die nur noch als “Wilderei” zu bezeichnen sind. Immerhin, die Elfenbeinwilderei bekam man in den Neunzigern für eine Weile in den Griff. Die Lockerung des Verbots von Elfenbeinhandel und die wachsene Marktmacht in Südostasien zeichnen heute aber wieder düstere Perspektiven für die Elefantenpopulationen.

Hyänen eignen sich nicht unbedingt als Sympathieträger. Dabei haben ihre samtschwarzen pelzigen Jungen durchaus einen nicht zu unterschätzenden Niedlichkeitsfaktor. Es war klar, dass ich eher das Familienleben der Rudel in den Mittelpunkt stellen musste als das zugegenermaßen ziemlich unappetitliche Jagdverhalten. Hyänen haben keinen Tötungsbiss und zerreißen ihre Beute bei lebendem Leibe. Aber das Ergebnis eines langen und erfolgreichen Evolutionsprozesses kann man nun einmal nicht nach menschlichen Kriterien von Gut und Böse bewerten. Jedenfalls rührte das Schicksal von zwei Hyänenbabys, deren Mutter bei ihren langen Streifzügen fernab des Baus ums Leben kam, Zuschauer zu Tränen. Und das war die eigentlich angestrebte Aussage des Films: Hyänen fallen unter den Raubtieren besonders häufig der Wilderei zum Opfer, weil sie sich in den Schlingen verfangen und elend zugrunde gehen – wie die Gnus, die das eigentliche Ziel der Wilderer sind. Mit beträchtlichem Aufwand und viel Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt versuchte ich den Kampf der Parkverwaltung gegen die Wilderei möglichst eindringlich darzustellen. Jeff Bell war wieder mit von der Partie und spannte über 50 Meter lange Stahlseile für Kamerafahrten durch den Busch um Rangern bei ihren Patrouillen zu folgen. Markus Borner und Sebastian Thamm ließen mich großzügig auf ihren Flügen drehen, was dem Film einen guten Teil seines Reizes verlieh. Es ist eine meiner Arbeiten, auf die ich, ganz für mich, stolz bin.

Jeff fährt seine Seilkamera durch den Busch. Nach stundenlangen Vorbereitungen um die Seile zu spannen, drehten wir damit lange Kamerafahrten von Rangern, die das Buschland nach Schlingen absuchten. Bei dieser Produktion griff ich tief in die „Werkzeugkiste“ des Filmemachens (Foto Peter Glaub).

Einer der Kameraträger von Jeff Bell. Er kam aber nur kurz zum Einsatz, weil Jeff später mit einer Lebensmittelvergiftung ausfiel, die er sich in Arusha geholt hatte.

Weltwunder Serengeti: Suche nach dem Paradies, ZDF 1999, 43 Min

Geparde sind die gesuchten Stars in den „Tierparadiesen“ Afrikas.

Trailer zu dem Film „Weltwunder Serengeti – Suche nach dem Paradies“, ZDF 1999

Geparde haben eine Reihe von Problemen. Das liegt nicht zuletzt an ihrer ökologischen Nische als hochspezialisierter feingliedriger Sprinter. Bei Meinungsverschiedenheiten mit der langsameren, aber leider wesentlich kampfstärkeren Verwandtschaft aus der Räubergilde ziehen sie regelmäßig den Kürzeren. In den Nationalparks Ostafrikas haben sie dazu noch eine weitere Sorge: Besucher sind ganz vernarrt in Geparde, was dazu führt, dass sie in einigen Gebieten kaum noch zur Ruhe kommen! Sie repräsentieren ein klassisches Dilemma: Die Parks (und damit die Tiere) brauchen die Besucher um weiter zu existieren, die Besucher wollen vor allem spektakuläre Großkatzen sehen, wenn möglich in Aktion. Und die Großkatze, die dies am ehesten bietet ist – der Gepard. Der wird vor lauter Begeisterung und Zuneigung schier erdrückt. Denn Geparde jagen nur tagsüber. Sie können also nicht wie Löwen oder Leoparden auf die Nacht ausweichen, wenn der Besucherandrang zu groß wird. Viele Tourguides wollen ihren Gästen eine spektakuläre trinkgeldträchtige Jagd bieten, so dass Autos meistens wesentlich länger bei Geparden verweilen als bei Löwen – die ja so und so meist nur vor sich hin dösen. Studien zeigten, dass der Jagderfolg von Geparden negativ mit der Anzahl von begleitenden Autos korreliert. Auch wenn die Besucher das nicht merken: Geparde zahlen also einen Preis für ihre Popularität!

Gepard nutzt den Filmwagen als Aussichtspunkt. (Foto: Anup Shah)

Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass Geparde sich eigentlich kaum um die Autos scheren und sie manchmal sogar als Deckung zum Anschleichen nutzen. Sie zerren Beute gelegentlich unter Geländewagen, um sie vor den Augen der Geier zu verbergen, die mit ihren Sturzflügen Hyänen oder Löwen anlocken. Auf Masai Weideland trauen sich Löwen tagsüber kaum aus ihren Verstecken, so dass Geparde dort (bei moderater Viehhaltung!) ohne großen Konkurrenzdruck den Gazellen nachstellen können, die es zwischen den Kühen reichlich gibt. Diese Gemengelage griff der Film mit vielen dramatischen Sequenzen auf und ich gab ihm eine im Grundsatz positive Botschaft. Leider ist meine Hauptaussage, dass nämlich Geparde und Masai gut nebeneinander leben können, inzwischen widerlegt. In der Aitong Region, wo ich damals drehte, hat der Viehbestand derartige Dimensionen angenommen, dass kaum noch Gazellen einen Platz zwischen den Herden haben. Als Geparde sich dann an den Schafen und Ziegen bedienten, wurden sie mit Gift und Speer verfolgt. Die Entwicklung wurde einige Jahre nach den Dreharbeiten glücklicherweise durch die Einrichtung von „Conservancies“ auf Masai Land gestoppt. Heute gibt es dort wieder Geparde, auch wenn sich die Siedlungen stark ausgebreitet haben.