1991: Zeugen der Urzeit (ZDF, 30 Minuten)

Sozialverhalten von Krokodilen

Übernommen u.a. von Discovery Channel USA

Dies war eigentlich mein erster am Schreibtisch geplanter und später nach dem Konzept weitgehend umgesetzter Film. Im Tierfilm ist das keine Selbstverständlichkeit und mein damaliger Mentor Alfred Schmidt meinte sogar einige Male, mich dabei bremsen zu müssen, weil das Verhalten der Tiere doch unvorhersagbar wäre. So eine Arbeitsweise erfordert manchmal einige Aufnahmen unter “kontrollierten Bedingungen”, was mir nach einigen Recherchen in Mombasa aber als durchaus sinnvoll und machbar erschien. Das damalige israelische Management der Krokodilzuchtfarm “Mamba Village” erlaubte mir Filmarbeiten in den großzügig angelegten Freianlagen um Sozialverhalten zu drehen, das im Freiland damals (Ende der achtziger Jahre) nicht darstellbar schien. Immerhin, die Tiere zeigten ihre natürlichen Verhaltensmuster bei Eiablage und Schlupf und die Expedition zum Krokodilfang am Tana Fluss war damals ein Highlight meiner Afrikaerlebnisse. Nachts mit einem kleinen Boot auf dem Tana Krokodile im Scheinwerferlicht zu fangen und dies über die Schultern der Beteiligten zu drehen war eine Herausforderung, die mir den Schweiß auf die Stirn trieb. Nicht nur wegen der Hitze!

Neben den Freilandaufnahmen in Masai Mara drehte ich das Brutverhalten der Krokodile in der damals noch recht neuen Anlage „Mamba Village“ in Mombasa. Dort wurden Ende der Achtziger in großen Freigehegen Zuchtkrokodile gehalten um Krokodilleder für den Weltmarkt zu produzieren. Die Tiere ignorierten mich meistens schnell wieder, nachdem ich meine damals sehr bescheidene Ausrüstung in einem der Ponds aufgebaut hatte. Aber da man beim Drehen die Umgebung eben nicht im Auge behalten konnte, war es doch recht beruhigend zu wissen, dass neben mir ein Assistent mit einem langen Mangrovenknüppel zu neugierige Echsen auf Abstand halten würde!

Krokodil schlüpft aus Ei, Mombasa. Die Jungen machen sich schon vor dem Schlupf mit Rufen deutlich bemerkbar um die Mutter aufmerksam zu machen.
Eine Mutter nimmt ein frischgeschlüpftes Junges auf. Sie hilft einzelnen Jungen aus der Eihülle und trägt sie ins Wasser. Solche Interaktionen sind im Freiland schwierig zu drehen, weil die angehenden Mütter ihre Gelege an versteckten, oft kaum zugänglichen Stellen anlegen. Es sollte noch 20 Jahre dauern, bis ich am Grumeti Fluss in der Serengeti solche Sequenzen draußen drehen konnte (Siehe Mother Croc).

Kämpfende Krokodilweibchen am Grumeti Fluss in Tansania (2010). Die Tiere verteidigen den Zugang zu ihren Brutplätzen am Strand – zwar fehlten mir die totalen Einstellungen, aber grundsätzlich konnte ich auch in Mamba Village solche Interaktionen drehen.

Dies war auch das erste Mal, dass mir der Abstand zu der internationalen, kommerziell erfolgreichen Tierfilmerszene schmerzhaft bewusst wurde. Während ich mich in Kenia abmühte, das Sozialverhalten der Tiere und ihren komplizierten Schutzstatus darzustellen, brachten Mark Deeble und Victoria Stone ihren Blockbuster “Here be Dragons”, produziert von Alan Root, für Survival Anglia auf den Markt. Gedreht nur im Freiland in Tansania und Uganda enthielt der Film eine Reihe von atemberaubenden, noch nie gedrehten Einstellungen, die einen an der eigenen Profession zweifeln ließen. Immerhin, bei einem Bier in Bristol gab es später einen durchaus auch für Mark und Vicky interessanten Meinungsaustausch über soziale Signale der Panzertiere. Jedenfalls war ich “angekommen” in der Realität.

Alfred Schmidt, der Mark und Vicky schon früh gefördert hatte und deren Film zu gerne für das ZDF erworben hätte, konnte sich später trösten: Die “Zeugen der Urzeit” fanden sofort ihren Weg auf den internationalen Markt und liefen jahrelang auf Discovery weltweit. Das ZDF bekam seine Kosten wieder herein, was damals für deutsche Tierfilme eine Ausnahme war. Und das, obwohl der Film ohne einen englischen Text angeboten worden war. Meine Bildsprache scheint also schon funktioniert zu haben. Ariel und Yuval, die beiden Manager von Mamba Village in Mombasa, setzten den Film später jahrelang als Einführung in die Arbeit der Zuchtanstalt in ihrem Besucherpavillon ein.

Trailer des Films „Zeugen der Urzeit“ ZDF, 1991

Trailer für „Zeugen der Urzeit“ meine erste Auftragsproduktion. Davor hatte ich immer Material gesammelt um mich damit vorzustellen, denn Filme hatte ich ja nicht vorzuweisen gehabt. Es gab damals im ZDF keinen festen Tierfilmsendeplatz und damit keine entsprechende Filmreihe in die man sich mit einemTrailer hätte einpassen müssen. Dafür war man aber auch sofort im Film.