2014: Löwen – Das wahre Leben der Raubkatzen (NDR, 43 Minuten)
2014: Löwen – Der Kampf der Mütter (NDR, 43 Minuten)

2014: PRIDE – Rulers at Risk (NDR, ZDF Enterprises, 49 Minuten)
2014: PRIDE – Days of Danger (NDR, ZDF Enterprises, 49 Minuten)

(Beide Filme übernommen von National Geographic)

Nach dem erfolgreichen zweiten Löwen-Dreh im Februar/März 2014 ließ sich das Drama der beiden Rudel im Ronkai-Tal umfassender und eindrücklicher darstellen, als im ersten 43-Minüter “Das Tal der Löwen” (s.u.). Der Zweiteiler ermöglichte vor allem, Episoden angemessen “auszuerzählen”. Es wird vielleicht einige Zuschauer überraschen, aber eines der kniffligen Probleme beim Schnitt meiner Filme ist meist das Herunterkürzen der ersten, vorläufigen und immer zu langen Version. Üblicherweise ergeben sich viele Handlungsstränge, die den Film tragen und erhalten bleiben sollten. Kürzungen führen dann manchmal zu einer derartigen Straffung, dass Zuschauer nicht immer die Zeit bekommen, das Gesehene zu verarbeiten. Schnitte in der Handlung und damit einhergehende Rhythmusänderungen verbieten sich praktisch von selbst, da Klaus Müller, der seit der “SERENGETI” meine Filme montiert, auch schon im Rohschnitt sehr exakt und ausgewogen schneidet. Selbst bei 2×43 Minuten mussten wir wieder um Minuten und Sekunden kämpfen um bei der Standardlänge zu landen. Aber nun bekam die Geschichte der beiden Talrudel angemessenen Platz zur Entwicklung.

Bei Jagdsequenzen gilt es, der Handlung immer einen Schritt voraus zu sein und die Entwicklung richtig einzuschätzen, um die Kamera in günstiger Position einsatzbereit zu haben, wenn es soweit ist. (Foto: Siobhan Byrne)

Löwin greift Gnu an. Doch längst nicht immer geht das so glatt wie es oft dargestellt wird. Wenn es der Angreiferin nicht gelingt, den Hörnern auszuweichen, haben starke Gnus durchaus Chancen Löwen abzuwehren, wie hier. Die Löwin ging leer aus!

Der erste Teil stellt die beiden Rudel vor und zeigt ihre Bemühungen, die Jungen im Tal aufzuziehen. Dies scheint nicht weiter schwierig, da die Wanderherden der Gnus im Gebiet sind, – Beute im Überfluss! Zunächst bestätigt sich das bekannte Klischee der übermächtigen Jäger: Ohne große Mühe erlegen sie Gnus – auch wenn einige Jagden spektakulär schiefgehen. Vor allem nachts zeigt sich in gespenstisch psychedelischen Bildern der Wärmebildkamera die Meisterschaft von Löwen als Topjäger der Savanne. Dafür gab es haarsträubende nächtliche Fahrte ohne jedes zusätzliche Licht. Kasao Learat, der sonst in seinem eigenen Wagen als Spotter für mich unterwegs war, fuhr „blind“ nach meinen Beobachtungen auf dem Bildschirm. Kasao hat wirklich Katzenaugen, aber so manchmal landet man dabei dann eben doch in einem Warzenschweinloch!

Nächtliche Dreharbeiten mit Thermokamera, Masai Mara, Es galt, keine Scheinwerfer einzusetzen um die Tiere nicht zu blenden und damit Vorteile entweder für die Jäger oder die Gejagten zu schaffen. Eine haarsträubende und erschöpfende Arbeit, in einem Blog später mehr dazu. (Foto: Radke/Learat)

Wärmebild einer anschleichenden Löwin, nachts. Nachts sind Löwen bei der Jagd wesentlich erfolgreicher, obwohl sie kaum besser sehen als Huftiere. Die Löwin nähert sich Gnus nach Gehör und vermeidet eigene Geräusche. Die Qualität der damaligen Thermokameras war noch verbesserungsfähig und die verfügbaren Objektive viel zu kurz für Tierfilm. Hier schlich die Löwin direkt um das Auto herum!

Löwen – Das wahre Leben der Raubkatzen (43 Min)

Trailer zu „Löwen – Das wahre Leben der Raubkatzen“, NDR, 2014

Doch das Denkmal bekommt bald Risse: Ein Jagdunfall bedeutet fast das Ende einer Familie. Die schwerverletzte Mutter überlebt nur mit Beuteresten ihrer Schwestern. Eine Büffelherde im Tal wird mehr und mehr zur Gefahr. Selbst die mächtigen Paschas werden von ihnen entschlossen angegriffen, wenn die Herde beisammen ist. In einem unbewachten Moment töten Büffel zwei Junge eines Weibchens. Als die Gnuherden zurück in die Serengeti ziehen, hatten einige Familien schon Verluste, doch die wirkliche Bewährungsprobe liegt noch vor ihnen!

Gnus stürzen sich durch dichte Staubwolken in den Mara Fluss, Masai Mara, Kenia. Die Herden kommen in der trockenen Jahreszeit. Auch wenn es im Norden relativ feucht ist, kann es sehr trockene Jahre geben. Die Herden erzeugen dann dichte Staubwolken am Mara Ufer. Wenn die Herden das Masai Mara Reservat verlassen und zurück in den Süden der Serengeti ziehen, beginnt für die Löwen im Norden die Zeit des Hungers.

Löwen – der Kampf der Mütter (43 Min)

Etwa sieben Monate im Jahr müssen die Löwen im Masai Mara Reservat ohne die Beutemassen der Gnus zurechtkommen. Es gibt dann noch diverse Antilopen und Gazellen im Gebiet, aber insgesamt hat die Zahl verfügbarer Pflanzenfresser stark abgenommen.

Löwen allein zu Haus: In dem tierleeren Land folgten wir den Löwen oft nächtelang, ohne dass sich eine Jagdgelegenheit ergeben hätte. Wenn wenig Beute im Gebiet ist, legen Löwen nachts große Strecke zurück, dazwischen pausieren sie, um nach Beute zu lauschen.

Drehschluss nach Nachtarbeiten. Kasao und ich unternahmen dann keine weiten nächtlichen Fahrten mehr, sondern übernachteten an Ort und Stelle.

Vor allem Warzenschweine werden nun gejagt, denn die sind immer noch in sonst fast tierleeren Regionen anzutreffen. Sie bieten aber nur knappe Portionen und die Katzen müssen nun riesige Flächen absuchen, um überhaupt Jagdgelegenheiten zu haben. Bald geben die Mütter keine Milch mehr und die ersten Jungen verhungern. Nur wenn sie groß genug sind und schon Körpermasse zuzusetzen haben, kommen sie über die harte Zeit.

Im üppig grünen Land leiden die Löwen: Das stark geschwächte rechte Junge starb noch am Tag der Aufnahme. Die Mutter gab keine Milch mehr. Das junge Männchen (rechts) ist dagegen noch in einer halbwegs guten Verfassung. Es setzte sich rücksichtslos bei jedem Riss gegen seine Tante durch, so dass die kleineren Jungen keine Nahrung bekamen. Sie sind in den Rudeln die ersten, die sterben, wenn Beute knapp wird.

Die Alttiere kämpfen rücksichtslos um jeden Bissen, denn nur wenn ihre Leistungsfähigkeit erhalten bleibt, gibt es überhaupt Erfolgschancen beim nächsten Beutezug. Als endlich Ende Juli die Erlösung kommt, und die ersten Marschkolonnen der Gnus auftauchen, sind die Rudel deutlich kleiner.

Lange versuchte das Weibchen, ihren Neffen fernzuhalten, der immer wieder zu ihr stieß, um von ihrer Jagdkunst zu profitieren. Und dabei rücksichtslos allen anderen Futter fortnahm. Löwinnnen haben es deshalb generell nicht gerne, wenn Männchen (auch verwandte) sie begleiten, solange sie kleine Junge haben. Der Film thematisiert dieses heikle Machtgleichgewicht im Rudel.

Löwen – Der Kampf der Mütter (43 Min)

Trailer zu „Löwen – Der Kampf der Mütter“, NDR, 2014

In ihrer Not wagen sich die starken Männchen sogar an Flusspferde, die auf ihren nächtlichen Weidezügen fernab vom Fluss gerissen werden. Dieses Flusspferd wurde in der Nacht von 4 Löwenmännchen gerissen. Nachdem sie sich vollgefressen hatten, blieb meist nur ein Löwe als „Wache“ am Kadaver zurück, um Aasfresser abzuwehren. Ringsum leuchten die Augen Dutzender Hyänen, die auf eine Chance hoffen, an den Kadaver zu kommen.

Nachdem die Nahrungssorgen zunächst in den Hintergrund treten, zeigt sich die andere, ständig präsente Bedrohung, unter der die Weibchen ihre Jungen aufziehen: Fremde Männchen dringen ein und töten ein Junges trotz heftiger Gegenwehr der Mutter. Die vier Revierlöwen (s.u.)verteidigen eine sehr große Region mit mehreren Weibchenrudeln, so dass die Fremden unbemerkt vordringen konnten. Wütend versuchen die Paschas, die Eindringlinge zu stellen.

Löwin flehmt bei ihrem von fremden Männchen getötetem Jungen.

Die Dreharbeiten fielen in die letzten Jahre, in denen die „Vier Notches“ noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren (hier drei von ihnen bei der Verfolgung von Eindringlingen). Diese vier mächtigen Löwen waren fast ein Jahrzehnt lang das ikonische Symbol der Mara, obwohl sie die lokalen Rudelstrukturen ruinierten, da sie sich nie wirklich niederließen. Sie übernahmen rücksichtslos ein Revier nach dem anderen, was jedesmal eine Katastrophe für die Jungen der jeweiligen Rudel war. Das riesige Gebiet konnten sie selbst aber auch nicht wirklich verteidigen. Viele ihrer Jungen kamen um, weil sie nun ihrerseits ohne Schutz durch die Männchen waren. Die beiden Filme thematisieren dieses Dilemma.